15.1.20 Bürgerbeteiligung zur medizinischen Versorgung

Nach wie vor hält Hornbergs Bürgermeister die leerstehenden Räume der einstigen Bären-Apotheke am evangelischen Kirchplatz für geeignet als eine Arztpraxis. Die Stadt würde sich hierbei auch engagieren. ©Archivfoto/Petra Epting

Die große Zahl an Zuhörern in der Hornberger Gemeinderatssitzung machte am Mittwoch deutlich, wie sehr das Thema Ärzte die Bevölkerung umtreibt. Die Bürger machen weiter Druck und Bürgermeister Siegfried Scheffold informierte über den aktuellen Stand.

Man habe jetzt eine schwierige Situation und schon einiges getan (siehe Stichwort), nutzte der Bürgermeister die Gelegenheit, die Ärzte am Bärenplatz zu loben. Diese würden ihr Möglichstes tun, um die Situation nach der Schließung der Praxis Vorgrimler-Beck/Quack zu bewältigen, was Respekt verdiene.

Scheffold informierte ferner über ein Gespräch mit Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert.

So soll es in Hornberg eine große Infoveranstaltung mit allen verantwortlichen Akteuren inklusive dem Sozialministerium und der Kassenärztlichen Vereinigung geben.

Dort dürfen die Bürger dann auch „kritische Fragen“ stellen.

Die Organisation allerdings benötige einigen Vorlauf. Die Gemeinderäte begrüßten solch eine Veranstaltung ausdrücklich. Hornberg solle eine „Vorreiterrolle“ spielen.

Beschränkung bei Hausarztzulassung ist unverständlich

Stadtrat Fritz Wöhrle (Freie Wähler) hob hervor, dass die Beschränkung bei der Hausarzt-Zulassung keiner verstehe. Die Gemeinden stünden schlecht da. „Die Politiker und die KV sollen sich vor Ort ein Bild machen.“

„Das Ganze ist nicht nur aktuell, sondern auch später ein Problem“, sagte Stadtrat Erich Fuhrer (CDU). Man müsse jetzt stark dranbleiben, Maßnahmen ergreifen und wenn sich jemand melde, mit Vehemenz dranbleiben.

Bürger machen sich Gedanken zur Situation

Zuhörerin Karin Pätzold, die „das Inangriffnehmen sehr begrüßte“, hatte eine ganze Reihe von Fragen. Wie ist eine Bürgerbeteiligung vorstellbar? Was macht ein Projektentwickler? Gibt es eine Liste von Ärzten im Umkreis, die Patienten aufnehmen?

Und sie erkundigte sich, was Andrea Rohr in der vorangegangenen nichtöffentlichen Sitzung gesagt habe.

Jene ist oder war nämlich eine Interessentin für eine Praxis und legte den Gemeinderäten ihre Sicht der Dinge dar. „Wir haben Angebote gemacht. Was sie macht und wo ist ihre Entscheidung“, entgegnete der Bürgermeister dazu knapp.

Nicht bei jedem Gespräch im Rathaus könnten Bürger dabei sein, wohl aber die Fraktionsvorsitzenden. Die Podiumsveranstaltung sei der richtige Weg für eine Bürgerbeteiligung.

Vorbereitendes Treffen für Podiumsdiskussion

Scheffold schlug jedoch vor, dass der Gemeinderat vorab zu einer Diskussion inklusive den Ärzten einlade. Quasi als Vorbereitung für die Podiumsdiskussion, um Ideen zu sammeln.

Ein Projektentwickler befasse sich mit medizinischen Versorgungszentren und den Fragen, wer investiert, wer betreibt und wie man das mache.

Aus den Zuhörerreihen kam die Überlegung, sich mit Gutach zusammenzutun und über ein Ärztehaus nachzudenken.

Ärztevermittlung ist keine Sache des Rathauses

Das Rathaus helfe zwar in der Not, es könne jedoch nicht die Aufgabe sein, den Bürgern Ärzte zu vermitteln, äußerte sich der Bürgermeister zur Frage von Zuhörer Uwe Davidsen, der der Meinung ist, das Rathaus solle Betroffene unterstützen.

„Die älteren Mitbürger haben Angst“, verdeutlichte Zuhörerin Gudrun Wälde an einem Beispiel, wie sehr das Ganze ein Anliegen der Bevölkerung und vor allem jener ist, die nicht mobil sind. „Es muss jetzt zeitnah etwas passieren und es kann jeden treffen.“

Zuhörer Tommy Reinbold informierte über verschiedene Internetportale, die ebenfalls hilfreich sein könnten.

Die angedachte überörtliche Veranstaltung in der Stadthalle wird die Stadtverwaltung nun konkret organisieren.

Stichwort

Was bisher geschah

Seit der Runde mit allen Hornberger Ärzten folgten weitere Gespräche und Telefonate mit Vorstandsmitgliedern der Kassenärztlichen und Zahnärztlichen Vereinigung, mit einem weiteren Interessenten, mit dem Chefarzt des Ortenau-Klinikums, mit einer überörtlichen Gemeinschaftspraxis, mit dem „Gesunden Kinzigtal“, mit einer Immobilienbesitzerin und mit Kinzigtäler Bürgermeistern gemeinsam mit zwei Landtagsabgeordneten.Es wurden Anzeigen auf Internetportalen geschaltet, ergänzend auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung, und es gibt ein Treffen mit einem Projektentwickler. Gleichzeitig habe man selber auf Anzeigen reagiert, aber keine Reaktion erhalten. Ein weiterer Schritt ist nun ein Termin mit dem neuen Interessenten für die Niederlassung als Hausarzt.