5.10.2010 „Integration ausländischer Bürger in Hornberg“

„Integration gelingt nur über Sprache“

In Hornberg wird auf allen Ebenen vom Kindergarten über die Schule und Vereine bis zu den Betrieben viel für eine gelungene Integration aller »Neu-Hornberger« getan.

Die Kinder der zweiten und dritten Generation der »Gastarbeiterfamilien«, die vor Jahrzehnten wegen der Arbeit nach Deutschland kamen, sind die Gewinner. Sie sprechen perfektes Deutsch und sind gut ausgebildet. Das lässt sich als Fazit für Hornberg aus der Integrationsveranstaltung des Kommunalpolitischen Ausschusses der SPD am Dienstagabend für Hornberg ziehen. Vorsitzender Hendrik Haas und Moderator Bernd Laages hatten sich bestens vorbereitet und zeigten sich »stolz und glücklich«, dass so viele Besucher gekommen waren, die sich rege an der Diskussion beteiligten. »Unsere Intention war, das Thema Integration einmal auf den Fokus Hornberg herunterzubrechen. Sind wir hier vorbildlich, oder gibt es Defizite?«, so Bernd Laages. Zu Wort kamen neben den Kindergartenleiterinnen und der Rektorin der Wilhelm-HausensteinSchule auch sechs ausländische Mitbürger. Zumindest die Älteren unter ihnen wie Stephan Jersek aus Kroatien, Francisco Rodriguez aus Spanien und Franco Giardini aus Italien berichteten zwar von anfangs sprachlichen Problemen, und dass sie auf solche Angebote, wie es sie heute gibt, verzichten mussten, sie sahen sich aber nie mit einer Ablehnung durch die Einheimischen konfrontiert. Für Franco Giardini, mittlerweile fast 50 Jahre hier, ist der »gegenseitige Respekt wichtig«. Mary Rasalingam aus Sri Lanka kam mit ihrer Familie 1994 aus politischen Gründen nach Deutschland. Zwei Kinder wurden hier geboren, und sie bestätigte: »Es geht uns gut in Hornberg.« Erdal Daglar aus der Türkei und Borce Apotolovski aus Mazedonien sind einen bemerkenswerten beruflichen Weg gegangen. Gerade bei Borce Apotolovski, der 1982 schon in Hornberg geboren wurde, lässt sich kein Unterschied mehr zu deutschen jungen Leuten feststellen. Der Wirtschaftsingenieur, der gerade sein Studium beendet hat, ist derzeit auf Arbeitssuche und mit seiner TopAusbildung zuversichtlich, einen Job zu finden. »Auf dem Land ist die Integration wohl etwas einfacher als in einer großen Stadt«, meint er. Sport und Musik Auch Erdal Daglar nutzte alle beruflichen Chancen und durchlief etliche Ausbildungen bei der Firma Duravit. Dieses Unternehmen bot bereits in frühen Jahren Sportgruppen und beschäftigt heute Menschen aus über zehn Nationen. »Die Duravit trägt schon lang viel zur Integration bei, die Mitarbeiter fühlten und fühlen sich dort zu allen Zeiten wohl«, sagte Betriebsrat Franz Böckl. Dass Sport eine wunderbare Möglichkeit ist, trotz Sprachbarrieren miteinander in Kontakt zu kommen, darüber waren sich alle einig. »Und mittlerweile besuchen auch muslimische Frauen mit Schleier die Mutter-Kind Gruppe«, berichtete der TV Vorsitzende Friedrich Wöhrle. Sein Wunsch ist es, alle Kinder gleich welcher Herkunft auch als Jugendliche zu halten und für ein Ehrenamt oder als Übungsleiter zu gewinnen. Über die Musik bieten sich ebenso viele Möglichkeiten für ein gutes Miteinander, ergänzte Musikschullehrerin Karin Pätzold. Bei den Jüngsten gibt es die wenigsten Probleme, waren die beiden Kindergartenleiterinnen Karin Sum und Tanja Seckinger einig. Im evangelischen sind derzeit acht, im katholischen 13 Nationen vertreten. Die Erzieherinnen sehen sich im Kindergarten eher Vorbehalten oder Hemmungen von Seiten der Eltern gegenübergestellt. Längst haben sie sich »einen Pool an Eltern aufgebaut, die bei der Übersetzung helfen und als Vertrauenspersonen fungieren«. Rektorin Irmtraud Henke berichtete über die Programme, die an der HausensteinSchule mit 14 Nationalitäten für eine gute Integration sorgen. Sie verwies aber auch auf ein kaum bekanntes »Dilemma« hin: Wenn alle ausländischen Schüler die deutsche Staatsbürgerschaft hätten, würden die nicht mehr wegzudenkenden Zuwendungen wegfallen. »Leider geht es nicht um Bedürfnisse, sondern um Zahlen«, bemerkte sie. Einen gro- ßen Beitrag leistet bereits seit Jahren auch die Awo-Hausaufgaben-Betreuung, die früher von Gretel Ziegler und heute von Luzia Epting geleitet wird. Friedrich Wöhrle forderte »von unten bei der hohen Politik Druck zu machen«. Vereine in der Pflicht Einen ganz einfach umzusetzenden Ansatzpunkt für die Erwachsenen formulierte Werner Mager, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins: »Wir müssen uns noch mehr unterhalten und sollten auch Vereine wie den der Laoten zum Vereinsvertreter-Stammtisch einladen«. Eine Anregung, die sehr begrüßt wurde.

von Petra Epting