6.11.2017 Wie geht es weiter mit unseren Krankenhäusern?

        v.l. Dieter Müller, Günter Gorecky, Bernd Laages

„Wolfach wird nicht diskutiert“

Günter Gorecky, SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreisrat, infomierte bei der kommunalpolitischen Stunde am Montagabend ausführlich über die Diskussionen und Entscheidungen in Sachen Standorte des Ortenau-Klinikums. Einziger Hoffnungsschimmer bei ansonsten eher düsteren Aussichten für den Ländlichen Raum war, dass Günter Gorecky, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreisrat, am Montagabend beim Hornberger SPD-Ortsverein betonte, dass das Krankenhaus Wolfach nicht diskutiert werde und eine Bestandsgarantie habe. Es arbeite wirtschaftlich gut, sei mit 77 Prozent (Tendenz steigend) sehr gut belegt und die 300 000 Euro Defizit in 2016 seien nur Peanuts. »Wolfach wird nicht aufgegeben, weil sonst eine riesige Fläche keine wohnortnahe Versorgung mehr hätte«, erläuterte er. Zuvor war der Hornberger SPD-Vorsitzende Dieter Müller darauf eingegangen, dass es nach den ersten Diskussionen derzeit sehr ruhig um die Krankenhaus-Thematik sei. Kommt jetzt das dicke Ende hinterher oder was ist geplant? lautete die Fragestellung. Günter Gorecky informierte, dass man es bisher in der Ortenau geschafft habe, alle neun Standorte zu erhalten, bis im letzten Jahr ein »unübersehbares Defizit auftauchte, das sieben Millionen Euro betrug«. Und das sei keine einmalige Situation. Vielmehr werde sich das Defizit jährlich erhöhen und schon im Jahr 2023 seien 19 Millionen Euro prognostiziert. Das wiederum seien dann keine Peanuts mehr. Standorte auf Prüfstand Deshalb gebe es jetzt die Idee, sich so aufzustellen, dass eine optimale Versorgung erfolgen könne, aber die Standorte auf den Prüfstand gestellt werden. »Neben Wolfach wollen wir Offenburg und Lahr. Achern als vierter Standort wird heftig diskutiert«, so Gorecky. Eines betonte er ebenso: »Die Ärzte wollen einen ICE-Halt«. Denn viele Ärzte würden gar nicht da wohnen, wo die Krankenhäuser seien. Der Plan sei jetzt, ein Gutachten mit einem ZehnPunkte-Programm zu erstellen. Die Vergabe soll bald erfolgen und man hoffe mit einem Ergebnis bis Frühjahr 2018. »Das ist der Grund, warum man gerade nichts mehr hört«, bemerkte Gorecky. Für die Übergangsphase habe man das »Modell Landrat« beschlossen. Das sieht vor, alle Standorte zu erhalten, allerdings mit Verschiebungen der Abteilungen. Deshalb werde die Orthopädie von Gengenbach nach Kehl verlegt, um Kehl zu stärken. Mit den Verschiebungen hoffe man auf Einsparungen von zwei bis drei Millionen Euro jährlich. Mit der Zusammenlegung der Apotheken in Offenburg würden weitere 500 000 Euro eingespart. Mit diesen Veränderungen versuche man, über die Runden zu kommen. »Das sind aber alles nur Notbehelfe und nicht für die Dauer«. Ein Problem sei grundsätzlich der Standort Offenburg (Ebertplatz und Josefshaus). »Beide sind in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig. Gerade der Ebertplatz hat eine schlechte Lage und die Sanierung kostet 150 Millionen Euro. Diese Summe in diesen Standort zu investieren muss man sich gut überlegen«. Aber ein neuer Standort werde auch nicht aus dem Ärmel geschüttelt und benötige zehn bis zwölf Jahre Zeit. »Ein Problem ist auch Oberkirch mit 58 Prozent Auslastung«, informierte er. Geändertes Verhalten Das Defizit aus dem Kapital auszugleichen könne nicht verantwortet werden. Sei dieses dann erst einmal weg, komme die Privatisierung, was keiner wolle. Günter Gorecky ging zudem auf das veränderte Patientenverhalten ein. »Bei planbaren Behandlungen suchen sich die Patienten den Arzt und das Krankenhaus aus«, erläuterte er. Um an Ärzte zu kommen, werde alles versucht, machte Gorecky Dieter Müller jedoch keine Hoffnungen auf Hilfe vom Bund. Krankenhäuser, marode Straßen oder Schulen – »alle sagen zwar, wir wollen den Ländlichen Raum stärken, doch es gibt eine ‚unheilige Allianz‘, die nichts daran ändern will, sondern für die Zentralisierung ist«. Berlin und Stuttgart wüssten oft überhaupt nichts über die Probleme im Ländlichen Raum. »Gestärkt wird hier gar nichts«, stellte Zuhörer Erich Haas daher mit Ernüchterung fest.

von Petra Epting